Etwas Ratten-Kultur

Vorurteile!

Noch heute wird die Ratte mit der Pest in Verbindung gebracht. Diese wird aber vom Rattenfloh übertragen (sofern dieser mit dem Pesterreger Yersinia pestis infiziert ist).
Starb die Ratte an der Pest, sprang der Floh auf den Menschen.
Da dieser Floh nur in warmen Klimazonen gedeiht, darf bezweifelt werden, daß die Pest von den Ratten nach Europa eingeschleppt wurde. Schuld an der Verbreitung der Seuche waren in erster Linie die katastrophalen hygienischen Verhältnisse der damaligen Zeit.

 

Rattenbekämpfung?!

Wenn Ratten auf Futter treffen, dass sie noch nicht kennen, opfert sich (meist eine männliche, noch nicht ausgewachsene Ratte) ein Tier des Rudels als Vorkoster. Die Ratten warten ab, ob der Vorkoster das Futter "überlebt", wenn nicht, rührt keines der anderen Tiere das Futter an. Mit Urin wird das Futter markiert, so daß auch nachfolgende Ratten es nicht mehr fressen.

Frißt eine Ratte dennoch vom vergifteten Futter, stirbt sie auf qualvolle Weise. Die Vergiftung durch sog. Antikoagulantien rufen eine Herabsetzung der Gerinnungsfähigkeit des Blutes hervor und der Tod tritt durch innere Blutungen ein.

Ratten leben in der Nähe des Menschen, weil dieser ihnen mit seinem Abfall sozusagen den "Tisch deckt". Je besser der Mensch seinen Abfall entsorgt, z. B. keine Lebensmittel in die Toilette kippt, Abfälle nicht im Freien oder neben überfüllten Mülltonnen abstellt, desto weniger Futter finden wildlebende Ratten.

Fazit: Je weniger Futterquellen Ratten finden, um so weniger vermehren sie sich!

Ratten in anderen Kulturen

Nicht überall werden die Ratten so unrühmlich behandelt wie im Mitteleuropäischen Raum. Gerade in Indien, wo die Menschen oft in sehr ärmlichen Verhältnissen leben, werden die Ratten hoch verehrt.

In einem Tempel in der indischen Provinz Deshnoke, dem Heiligtum der Durga (einer Muttergöttin), leben ca. 20.000 Ratten. In früherer Zeit, ca. 15. Jh., fielen vor allem die Kinder der Provinz einer Fieberepedemie zum Opfer. Die verzweifelten Mütter flehten eine Frau an, der Kontakt zu den Göttern nachgesagt wurde. Diese wandte sich an Yama, den Gott des Todes, und bat ihn, die toten Kinder wieder zum Leben zu erwecken. Der konnte diesen Wunsch nicht erfüllen, versprach aber, die Seelen der toten Kinder würden weiterleben und zwar in Körpern von Ratten. Deshalb werden die Ratten in dieser Gegend sehr verwöhnt, in Tempeln serviert man ihnen Reis in silbernen Schüsseln, frische Milch und anderes Leckeres.

Auch die Chinesen verehren die Ratte. Während unsere Astrologie zwölf Tierkreiszeichen innerhalb eines Jahres durchläuft, dauert ein Zyklus bei den Chinesen zwölf Jahre, ein Jahr für jedes Tierkreiszeichen. Eines von diesen ist die Ratte. Sie gilt in China als Glücksbringer. Sie ist auf Grund ihrer Fähigkeiten, Vorräte aufzustöbern und anzuhäufen, ein Symbol des Fleißes und des Wohlstandes.

Auch in den Märchen anderer Völker (Maya, Indianer etc.) tritt die Ratte oft als weise, hellsichtige Gestalt auf, die Glück bringt.

Die bekannteste deutsche Rattensage ist wohl der "Rattenfänger von Hameln".

Unsere heutigen Schmusetiere stammen von der Wanderratte ab. Diese wird seit ca. 1890 als Laborratte für Versuche vermehrt und dadurch sozusagen für den Menschen domestiziert.

Erste systematische "Rattenzuchten" wurden Anfang des 20. Jahrhunderts am Wistar-Institut in Philadelphia, USA durchgeführt (Stämme werden nach dem Institut benannt, aus dem sie ursprünglich hervorgegangen sind, in diesem Fall "Wistar-Ratten").

In Deutschland nahm 1957 das Zentralinstitut für Versuchstierzucht seine Arbeit auf.

Laborratten weisen eine Reihe von z. T. erheblichen Unterschieden zu ihren wildlebenden Artgenossen auf, die als Folge ihrer Domestikation anzusehen sind. Sie haben ein niedrigeres Gesamtkörpergewicht, die meisten ihrer inneren Organe sind leichter als die der Wildform; nur Hypophyse (Hirnanhangdrüse) und Thymus (lymphatisches bzw. innersekretorisches Organ) sind schwerer als die der Wanderratte. Weibchen sind eher fortpflanzungsfähig und in jeder Altersstufe fruchtbarer als ihre wildlebenden Artgenossen. Der Bewegungsdrang der Laborratte ist verringert.

Ratten haben einen ausgeprägten 24 Stunden Rhythmus. Während der "Helligkeit" sind sie weitgehend inaktiv. Vor allem zu Beginn dieser ruhen oder schlafen sie. Unmittelbar mit Beginn der Dunkelheit werden sie aktiv, laufen umher, spielen, holen sich Futter und fressen meist in 3 - 5, zeitlich voneinander abgegrenzten, Futterperioden.

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